Paketboten haben es hierzulande nicht einfach – und auch Sam Porter Bridges, dem Protagonisten von Hideo Kojimas «Death Stranding» geht es da kaum besser. Zu Fuss stapft er, schwer bepackt mit wichtigem Frachtgut, durch kahle, postapokalyptische und doch auf ihre ganz eigene Art und Weise wunderschöne Landschaften, legt sich mit den BTs, schemenhaften Kreaturen und dazu noch allzu menschlichen Wegelagerern an – und schafft es am Ende von «Death Stranding» doch trotz aller Widrigkeiten, die Menschen der früheren Vereinigten Staaten von Amerika über das chirale Netzwerk wieder zueinander zu bringen.
Eine ganz ähnliche Aufgabe erwartet Sam jetzt auch in «Death Stranding 2: On The Beach»: Nicht nur Mexiko soll mit Amerika vernetzt werden, über ein Portal können Sam und sein Team, die Crew der DHV Magellan, jetzt auch das weit, weit entfernte Australien erreichen – ein ganzer Kontinent voller Gefahren, BTs, Banditen und auch neuer und alter Freunde erwartet Sam.
Was ihn und dich aber auch erwarten, das sind ein paar der besten Grafiken, die man auf der PlayStation 5 bisher erleben durfte. Dank der Decima-Engine, die auch in Spielen wie «Horizon: Zero Dawn» tapfer den Dienst verrichtet, erkundest du gemeinsam mit Sam wahrhaft atemberaubende Szenarien. Tiefe, üppige Wälder, weitläufige, kahle Steppen, schwindelerregende Höhen und heisse Wüsten sind nicht einfach nur ein Hindernis, um von Punkt A nach Punkt B zu kommen, sie sind gemeinsam mit namhaften Schauspielern wie Norman Reedus, Léa Seydoux und Luca Marinelli die Stars von «Death Stranding 2.»
Wo die weitläufigen Karten und Landschaften in anderen Open-World-Spielen oft eher ein langgezogenes Hindernis sind, das dir lange Märsche zwischen den wirklich interessanten Momenten eines Spiels abverlangt, da ist die weite Welt bei «Death Stranding» das zentrale Element: Wie im ersten Teil geht es auch in «Death Stranding 2» darum, Fracht sicher zu transportieren.
Dazu planst du deine Route, arrangierst die verschiedenen Pakete, steckst Hilfsmittel wie Seile und Leitern ein und bereitest dich auch auf andere Unwägbarkeiten vor: Stürme, steigende Flusspegel oder fiese Banditen machen Sam das Leben nicht leichter, aber allemal interessanter. Und mit der Zeit wachsen natürlich auch die Möglichkeiten: Im Verlauf von «Death Stranding 2» baust du Brücken und Strassen, setzt nützliche Ziplines und bekommst einen wachsenden Fuhrpark mit mal schnell-wendigen, mal geräumigen Fahrzeugen, die das Reisen doch merklich erleichtern.
Durch deine Reisen verbindest du die isoliert voneinander lebenden Menschen, lernst sie besser kennen und erschliesst so nach und nach den ganzen Kontinent. Und an Abwechslung wird dabei nicht gespart: Neben klassischen Lieferaufgaben gilt es auch mal Geiseln zu retten, Banditen um ihre Beute zu erleichtern oder ein Camp ganz auszuräuchern.
Im Vergleich zum Vorgänger sind Schleich- und Kampfeinlagen in «Death Stranding 2» ein ganzes Stück komplexer und auch spassiger geraten: Sam greift auf ein stets wachsendes Arsenal an nützlichen und gleichzeitig non-letalen Waffen zurück: Per Scharfschützengewehr verschiesst du Betäubungsmunition, Rauchgranaten vernebeln dem Feind die Sicht und mit dem nützlichen Bola-Gewehr werden Banditen und andere Tunichtgute effektiv gefesselt. Die BTs machen es dir derweil nicht ganz so leicht, um gegen sie zu bestehen ist spezielle Ausrüstung nötig, meistens ist es da besser, direkt das Weite zu suchen.
Was «Death Stranding 2» aber vor allem auszeichnet, das sind die wunderbare Welt, die surreal-faszinierende Atmosphäre und die fantastischen Figuren. Hauptfigur Sam, dargestellt von Norman Reedus, ist weniger stoisch als noch im ersten Teil und seine Verbindung zu Bridge Baby Lou ist ein zentrales Motiv der Geschichte. Das Wiedersehen mit früheren Verbündeten wie die Fragile (Léa Seydoux) ist wirklich emotional und auch neue Figuren wie Tarman, dargestellt von «Mad Max»-Regisseur George Miller oder Sams ständiger Begleiter Dollman (der auf dem deutsch-türkischen Regisseur Fatih Akin basiert), der als Puppe an Sams Gürtel baumelt, sind ebenso interessant wie charismatisch.
Und dann sind da noch Rainy (Shioli Kutsuna), Tomorrow (Elle Fanning) und nicht zuletzt auch Fiesling Higgs, bei dem Darsteller Troy Baker sämtliche Register zieht und extra dick aufträgt.
Es ist deutlich zu sehen, wie viel Erfahrung Hideo Kojima und sein Team bei der Arbeit am ersten «Death Stranding» gesammelt haben und wie konsequent sie diese nun im Nachfolger einbringen. Das Spiel ist hübscher, komplexer, emotionaler und interessanter, ohne dabei den Fokus zu verlieren, der den ersten Teil schon auszeichnete. Und gerade wenn du den gespielt hast, dann solltest du dir den 26. Juni dringend vormerken – dann erscheint «Death Stranding 2» exklusiv für PlayStation 5.